Stress

Begriffserklärung

Der Begriff „Stress“ geht auf den Biochemiker Hans Selye zurück und beschreibt einen Spannungszustand, der unsere Abwehrkräfte aktiviert, um einer herausfordernden Situation zu begegnen. 

Was passiert bei Stress?

Fight - Flight - Freeze

Wenn wir in Stress geraten greifen wir auf ein uraltes Reaktionsmuster zurück: Kampf (Fight) oder Flucht (Flight).

Ein Beispiel: Wenn der Neandertaler auf die Jagd ging und dem Säbelzahntiger gegenüberstand, konnte er sich für Kampf entscheiden und brachte im besten Fall das Essen nach Hause, oder er entschied sich zu flüchten und die Familie blieb, zumindest an dem Abend, hungrig. In beiden Fällen mobilisiert der Körper kurzfristig Energie, die anschließend wieder abgebaut wird, weil die Stressreaktion zu einer Art natürlichem Ende findet.

Heute verharren (Freeze) wir häufig in der Situation, sodass die bereitgestellte Energie nicht mehr abgebaut werden kann. Wir laufen Gefahr in Dauerstress bzw. einen Burnout zu geraten. 

Ablauf der Stressreaktion

Innere oder äußere Stressoren treten auf. Diesen Reiz bewerten wir als Gefahr. Das Alarmsystem unseres Organismus springt an und wir bereiten uns in Sekundenschnelle auf Höchstleistung vor. Das heißt unsere Aufmerksamkeit steigt, der Stoffwechsel wird zurückgefahren, Muskeln werden stärker durchblutet, der Herzschlag erhöht sich. Unser Körper passt sich an, um sinnvoll zu reagieren. Energie wird aktiviert. Nun entscheiden wir uns für Kampf oder Flucht. Manchmal auch beides nacheinander. Durch die Aktion wird die kurzfristig bereitgestellte Energie verbraucht und die Stressreaktion kommt zu einem natürlichen Ende, unser Organismus normalisiert sich wieder. Jetzt ist es von zentraler Bedeutung, dass wir für Erholung und Entspannung sorgen, um das Gleichgewicht wieder herzustellen. Wenn diese Balance verloren geht, bleiben wir in Alarmbereitschaft und laufen Gefahr in Dauerstress zu geraten. Kleine Stressoren, wie z.B. eine rote Ampel bringen uns nun viel schneller aus dem Gleichgewicht, als wenn wir gerade frisch aus dem Urlaub zurück sind. 

Wann geraten wir in Stress?

Wir geraten in Stress, wenn Anforderungen, Aufgaben oder Situationen von uns als Bedrohung oder Gefahr (Stressor) bewertet werden. 

Was sind Stressoren?

Physische Belastungen

  • schwere körperliche Arbeit
  • lange Autofahrten
  • Lärm
  • Hitze
  • übervoller Magen
  • Schichtdienst
  • Reizüberflutung
  • Bewegungsmangel

Psychische Belastungen

  • Zeitdruck
  • Konflikte
  • Konkurrenzkampf
  • soziale Isolation
  • Fremdbestimmung

Negative Gedanken / Einstellungen

  • es allen recht machen wollen
  • sich als Versager fühlen
  • immer nur das Schlimmste zu erwarten

Mögliche Stressymptome

Körper

  • Durchfall
  • Engegefühl in der Brust
  • extr. Gewichtsverlust in kurzer Zeit
  • extr. Gewichtszunahme in kurzer Zeit
  • Harndrang
  • Hautausschläge
  • Herzklopfen, -rasen, -flattern
  • Juckreiz
  • Kloßgefühl im Hals
  • Kopfschmerzen
  • Kurzatmigkeit
  • Magenschmerzen
  • chronische Müdigkeit
  • Muskelzucken
  • Rückenschmerzen
  • Schlafstörungen, Ein- & Durchschlafschwierigkeiten
  • Schwindel
  • Sodbrennen
  • Tinnitus, Ohrgeräusche
  • Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich
  • Verstopfung
  • Völlegefühl

Psyche

  • Ängstlichkeit
  • Antriebslosigkeit
  • Ausgelaugtheit
  • Erschöpfung
  • Grübeleien
  • Hilflosigkeit
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Mutlosigkeit
  • Nervosität
  • Niedergeschlagenheit
  • Panikattacken
  • Reizbarkeit
  • Stimmungsschwankungen
  • Überforderung
  • Unruhe
  • Versagensängste
  • Zynismus

Verhalten

  • gesteigerter Alkoholkonsum
  • Appetitlosigkeit
  • Beziehungskonflikte
  • Heißhunger
  • Körperpflege wird vernachlässigt
  • Leistungsfähigkeit nimmt ab
  • Prokrastination
  • häufiges Räuspern
  • Rauchen
  • Schlafschwierigkeiten
  • nachlassendes Interesse an Sexualität
  • Sozialer Rückzug
  • Sprachstörungen
  • Vergesslichkeit
  • schlechte Zeitplanung

Faustregel

Auf Anspannung muss Entspannung folgen, sonst geraten wir aus dem Gleichgewicht.

Wenn der Ausnahmezustand zum Normalzustand wird und wir in einem Zustand der Anspannung bleiben, kann dies zu Krankheiten, Angst, Burnout und Depression führen.